Der neue Limmatübergang von Baden nach Ennetbaden, zwischen Oederlin-Areal und Mättelipark, soll das Bäderquartier besser in das Netz des Langsamverkehrs einbinden und den Bäderquartier-Rundweg ergänzen.
Der Flussraum der Limmat auf der Höhe des Mättelistegs ist geprägt durch zwei sehr unterschiedliche Ufertypologien: Linksseitig ist der Landschaftsraum parkartig ausformuliert, während das rechtsseitige Ufer einen industriellen Charakter hat. Der Mättelisteg inszeniert diese einmalige und stark Identität stiftende Zweiseitigkeit, indem er sich als ruhige Linie zurückhaltend und gleichzeitig selbstbewusst in den Flussraum einfügt. In seiner Ausformulierung bezieht sich der Mättelisteg auf die industrielle Identität des Ortes. Seine Materialisierung aus Stahl erinnert an die ehemalige Giesserei. Gleichzeitig orientieren sich die Direktheit und Schlichtheit der eingesetzten Mittel an der Tradition klassischer Infrastrukturbauten.
StädtebauDie vorhandene, durch das Oederlin-Areal dominierte, Identität des Gebietes ist für uns Anlass, diese längerfristige Permanenz als identitätsstiftendes Merkmal für den Ort zu nutzen. Die ortsübergreifende Präsenz des industriearchäologischen bedeutenden Werkareals als bestehende Orientierungsstruktur wird durch die direkte Linienführung genutzt und gleichzeitig gestärkt. Die vorhandenen freien Sichtbezüge sowie die ungestörten Ausblicke dienen somit der Übersichtlichkeit der neuen Brücke und etablieren einen klaren, neu aktivierten Raum mit eigener Identifikations- und Aufenthaltsqualität. Die beidseitige Aussicht über das Flussbett, als auch die freien Sichtbezüge, verankern die Brücke dabei nachhaltig im öffentlichen Raum. Die Anschlusspunkte können aufgrund der Linienführung präsent zu den angrenzenden Räumen positioniert werden. Im Bereich des Oederlin-Areals wird die bestehende Situation nachhaltig genutzt und mit einer qualitativ hochstehenden, zurückhaltenden Brückenkonstruktion erweitert. Der gesamte Aussenbereich wird dabei durch die Platzierung der einladenden Brücke etabliert und verortet. Im Bereich Mättelipark bildet der Anschlusspunkt eine selbstverständliche Präsenz und erschliesst das neue Bäderquartier sowie die bestehenden Fuss- und Radwege. Die neue Brücke stellt für den Fussgänger- und Radverkehr aus dem Raum Ennetbaden und Obersiggenthal eine willkommene Ergänzung zur bestehenden Route dar. Mit der durchgehend maximalen Steigung von rund 1.5 % können die Erfordernisse bezüglich des hindernisfreien Bauens eingehalten werden. Die notwendige Koexistenz Fussgänger- und Radverkehr wird durch die Übersichtlichkeit im geraden Brückenabschnitt sichergestellt. Die 90° Kurve im Oederlin-Areal zwingt die Radfahrer, die Geschwindigkeit zu reduzieren.
LandschaftsarchitekturDank des minimalen konstanten Gefälles liegt der Mättelisteg wie eine horizontale Linie im Limmatraum und kontrastiert so bewusst die markante Topographie des Flussraumes. Wegen der grosszügigen Breite kann die Brücke auch als Tribüne mit Sicht auf die Wildwasserstrecke der Kanuten genutzt werden. Die Ausformulierung der Brückenköpfe reagiert subtil auf die verschiedenen Seiten. Der Mättelisteg ist ganz klar im Oederlin-Areal verankert und liegt sowohl auf der Limmatinsel als auch im Mättelipark nur auf. Damit die Limmatinsel nicht zum blossen Auflager der Brücke wird, ist das Auflager seitlich zum Industriekanal hin angeordnet. Die verwunschene Insel bleibt so weiterhin in ihrer ganzen Länge erlebbar. Der untergeordnete Zugang über eine kleine Metalltreppe unterstreicht den informellen Charakter dieses Ortes mitten im Fluss. Zwei fein ausformulierte Aussichtskanzeln machen die unterschiedlichen Charaktere des Flussraumes zusätzlich erlebbar. So inszeniert die öffentliche Parkkanzel den Blick in den landschaftlich geprägten Limmatraum flussabwärts, während von der informellen Inselkanzel die unterschiedlichen Strömungen und das Streichwehr erfahren werden können.
BrückenkonzeptAls ruhige Linie mit einem leichten Gefälle überspannt der Mättelisteg die Limmat. Bei den Widerlagern verschwindet der schlanke Brückenträger in der geplanten oberen Stützmauer des Mätteliparks und zwischen den Gebäuden des Oederlin-Areals. Die Trägerhöhe bleibt über die gesamte Brückenlänge konstant, eine starke Geste in der Landschaft. Die Seitenflächen des Brückenträgers beginnen sich kontinuierlich zu neigen, je weiter das Ufer entfernt ist: Bei den Widerlagern ist die Geometrie des Trägers rechtwinklig und fügt sich somit auf natürliche Weise in die Bebauung der Ufer ein. In der Mitte zwischen Mättelipark und Oederlin-Areal ist die Neigung der Seitenflächen am grössten. Die Brücke beginnt zu schweben. Dem Betrachter manifestiert sich ein subtiles Spiel von Licht und Schatten, welches vor dem Hintergrund des Flussraumes zu einem Bauwerk mit einer zeitlosen Eleganz führt. Die Materialisierung der neuen Brücke orientiert sich in ihrer Einfachheit an den vorhandenen Industriebauten des Oederlin-Areals. Dabei wird eine durchgehende Einfachheit angestrebt, welche die Brücke zum einen als selbstverständlichen Bestandteil im vorhandenen Raum verankert, zum anderen der angestrebten Robustheit entgegenkommt. Die einfache Materialität lässt dabei einen einfachen Unterhalt und eine hohe Langlebigkeit erwarten. Die beiden Widerlager und die Stütze auf der Limmatinsel bestehen aus Beton, der Brückenträger und das Geländer aus Stahl.